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Regenwetter trübt Zimmertheater-Bilanz

Diesen Sonntag endet die Spielzeit 2024/25 des Rottweiler Zimmertheaters. Es gab knallvolle Aufführungen, ein überranntes Kinderstück – zuletzt jedoch hat Regenwetter die Bilanz der Sommerwochen verhagelt. Auf den Herbst blickt man daher mit Sorge. 

Der Plan war richtig gut: Mit einer hochtourigen Freilicht-Saison wollte das Intendantenduo Bettina Schültke und Peter Staatsmann dem Zimmertheater einen Puffer für die nächste Spielzeit verschaffen. Etwas Luft, um gestalten zu können – obwohl die Möglichkeiten, mit Projekten Fördergelder einzuwerben und so das äußerst knappe Basis-Budget aufzubessern, weniger werden.

Deshalb gab es zwei Sommer-Stücke: Die Molière-Komödie „Tartuffe oder Der Betrüger“ und die schmissige Jazz-Operette „Eine Frau, die weiß, was sie will“ – mit insgesamt 36 Aufführungen anstatt 22 in einer regulären Freiluft-Saison im Bockshof.

Das Kalkül ist teilweise auch aufgegangen: Beide Produktionen kamen beim Publikum an, viele Aufführungen waren ausgebucht. Aber wegen der Wetterkapriolen musste das Ensemble häufig statt im Bockshof in den Zimmertheater-Räumen am Friedrichsplatz spielen. Wo eben keine 200, sondern nur knapp 120 Zuschauer Platz finden.

„Unterm Strich sind wir daher mit dem Mehraufwand gerade so herausgekommen“, bilanziert Bettina Schültke im Gespräch mit der NRWZ. Was bei allen Widrigkeiten eine beachtliche Leistung ist, wie Peter Staatsmann betont – gerade einmal eine Aufführung musste ausfallen, weil ein Kurzschluss dazwischenkam.

So steht am Ende der Spielzeit eine gemischte Bilanz: Das Auftakt-Stück „Alte Sorten“ von Ewald Arenz war ein Volltreffer, von 20 Aufführungen waren die meisten ausverkauft. Auch das Kinderstück „Die Bremer Stadtmusikanten“ übertraf alle Erwartungen – mehr als 6000 Schülerinnen und Schüler aus der ganzen Region strömten ins Zimmertheater.

40 Mal ging das Kinderstück „Die Bremer Stadtmusikanten“ über die Bühne. Foto: al

Dazu kam noch die Produktion „Who the fuck is Kafka“ nach dem Roman der israelischen Autorin Lizzie Doron über den Nahost-Konflikt aus der Perspektive einer Israelin und eines Palästinensers. Wichtig war zudem der Abend über das Schicksal des jüdischen Rottweiler Jungen Ernst Öttinger in Kooperation mit der Stadtkapelle Rottweil. Dieses Projekt wurde über das Förderprogramm „Aller.Land – zusammen gestalten. Strukturen stärken“ finanziert. Der Landkreis Rottweil ist eine von zwei ausgewählten Regionen im Land und erhält in den nächsten fünf Jahren beträchtliche Mittel.

In „Who the fuck is Kafka“ wurde der Nahost-Konflikt in den Blick genommen. Foto: al

Die Aussichten für die nächste Saison sind derzeit jedoch getrübt. Da in den Sommerwochen der erhoffte Spielraum nicht erwirtschaftet werden konnte, müssen Staatsmann und Schültke mit engerem Budget planen. Die Zeiten, so lassen die Zimmertheater-Leiter erkennen, werden schwieriger. 

Als erstes Stück ist jedenfalls eine Adaption des 1961 erschienenen Romans „Die Herren“ von Angelika Schrobsdorff geplant, der das Leben einer Frau im Nachkriegsdeutschland beschreibt und damals die Gemüter erhitzte. Premiere ist am 17. Oktober.




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